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One 4 Review: Dirt 4 im Test

Dieses Thema im Forum "(P)reviews" wurde erstellt von Bull, 13. Aug. 2017.

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  1. OnePS4 DiRT 4
    Racing 2017-06-09 Codemasters Codemasters Jetzt bestellen

    Sechs Jahre nach Dirt 3 und gut eineinhalb Jahre nach dem Ableger Dirt Rally ist es wieder soweit. Wir starten die Motoren und jagen abseits befestigter Pisten mit Vollgas durchs Terrain. Codemasters schickt uns mit dem vierten Teil der erfolgreichen Dirt-Reihe erneut in die Botanik und auf noch vieles mehr. Denn erstmals dürfen wir an der Rallycross-WM teilnehmen und mit Stadium Trucks über die staubigen Pisten Nordamerikas hetzen. Ob es eine Vollgas-Fahrt über die Ziellinie wird, oder ob Dirt 4 mit Aufhängungsbruch am Streckenrand liegen bleibt, erfahrt ihr in unserem Test.

    Zu Beginn von Dirt 4 steht ihr samt eures Copiloten an einer Startampel. Vorher müsst ihr noch euren Handling-Stil wählen. Dirt 4 bietet euch dabei die Auswahl zwischen Gamer und Simulation an. Auf diese Auswahl und deren Unterschiede möchte ich später noch etwas mehr eingehen. Am ersten Start müsst ihr eine Strecke fahren, das Spiel analysiert euch dabei und schlägt euch einen Schwierigkeitsgrad vor. Diesen könnt ihr übernehmen, oder aber nach eurem Belieben abändern. Danach schickt euch Dirt 4 direkt in die DirtFish Rally-Schule. Hier könnt ihr euch das erste Mal so richtig mit der Fahrphysik vertraut machen und entweder zwanglos über das Gelände prügeln oder Die Rally-Schule Lektion für Lektion abarbeiten. Neueinsteigern und Piloten, die schon längere Zeit nicht mehr hinter dem Steuer saßen, sei letzeres ausdrücklich empfohlen. Veteranen überspringen die Rally-Schule mit einem müden Lächeln und stürzen sich direkt in den Karriere-Modus.

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    Nach der Analyse-Runde schlägt uns das Spiel einen Schwierigkeitsgrad vor. Leider ist dieser an manchen Stellen unausgewogen.

    Der Karriere-Modus präsentiert sich im Gegensatz zu den beiden Vorgängern Dirt 2 und Dirt 3 trocken und nüchtern und ist an den Ableger Dirt Rally angelehnt. Wer eine Event-Stimmung, wie in Dirt 2 und Dirt 3 erwartet, wird möglicherweise enttäuscht, denn der Karriere-Modus wirkt zweckmäßig, solide und aufgeräumt. Im Grunde geht es wie immer nur darum, sich als Niemand einen Namen zu machen, Veranstaltungen zu gewinnen um so die nächsten Rennen freizuschalten. Trotz der nüchternen Präsentation ist der Karriere-Modus unterhaltsam und motivierend, aber auch leider etwas kurz. Ihr startet als angestellter Fahrer und beginnt eure Laufbahn als Rally-Pilot. Ihr unterzeichnet euren Vertrag und startet fortan für das Team eurer Wahl. Leider müsst ihr aufgrund eures Angestellten-Verhältnisses einen nicht unerheblichen Teil eurer errungenen Preisgelder an euer Team abführen. Dafür müsst ihr euch aber auch nicht um das Fahrzeug kümmern, das erledigt das Team für euch. Bei den einzelnen Events eurer Karriere könnt ihr allerdings etliche Bonus-Gelder erhalten, indem ihr die Team-Vorgaben umsetzt. Tut ihr das regelmäßig, verbessert ihr eure Beziehung zum Team und erhaltet bei zukünftigen Events mehr vom großen Preisgeld-Kuchen.

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    Mit den kleinen Fronttrieblern starten wir als Bezahl-Fahrer unsere Karriere.


    Der Ablauf der einzelnen Rennen ist dabei schematisch und immer gleich. Ihr bekommt im Ladebildschirm eine Übersicht über die Veranstaltung. Nachdem ihr die Veranstaltung betreten habt, habt ihr die Möglichkeit eurer Auto bis ins kleinste Detail abzustimmen, Einsicht in die Etappen- und Gesamtwertung zu nehmen und eure Abstimmung auf einer kurzen Probefahrt zu überprüfen. Die Anzahl der Probefahrten ist dabei begrenzt. Habt ihr alles geregelt, geht es ab auf die Piste. Im Laufe der Rally werdet ihr zwischen den einzelnen Etappen euren Service-Bereich aufsuchen müssen. Dort gilt es innerhalb der vorgegebenen Zeit, euer Fahrzeug zu reparieren. Ihr könnt vorher euren Wagen waschen, was eure Sponsoren zu schätzen wissen oder euren Ingenieur Motor, Antrieb und Chassis inspizieren lassen. Das geht zwar alles von eurem Reparaturzeit-Konto ab, sorgt aber dafür, das Reparaturen schneller und effizienter ausgeführt werden. Je nach dem, wie sauber ihr also die Etappen gemeistert habt, kommt ihr dann mit dem vorgegebenen Zeitrahmen hin, oder eben nicht. Überschreitet ihr den Zeitrahmen, droht euch Strafzeit oder ihr müsst die folgenden Etappen mit einem beschädigten Fahrzeug in Angriff nehmen.

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    Im Service-Bereich könnt ihr euer Auto nicht nur reparieren, sondern auch perfekt auf die Wertungsprüfung abstimmen.

    Habt ihr im Karriere-Modus genug Kleingeld eingefahren, habt ihr in Dirt 4 die Möglichkeit euer eigenes Rennteam zu gründen. Dazu bedarf es zunächst eines eigenen Autos. Je nach dem, wie viel Geld ihr auf der hohen Kante habt, geht es entweder ins Autohaus oder zum Gebrauchtwagenhändler. Neuwagen haben den Vorteil, das sie, wie der Name schon sagt, fabrikneu sind, sie haben weder Kilometer auf dem Tacho, noch wurden Sie jemals beschädigt, repariert oder zerstört. Dafür sind sie eine ganze Ecke teurer. Gebrauchtwagen bieten neben dem Preisvorteil noch eine weitere, nicht zu unterschätzende Gelegenheit: Es können bereits hochwertigere Teile im Fahrzeug verbaut sein. Dies ist aber keine Lotterie, sondern das alles ist fein säuberlich im Datenblatt des Fahrzeugs hinterlegt. So seht ihr neben Angaben wie dem Gesamt-Kilometerstand, Anzahl der Rennstarts, Siege, Reparaturen und Totalschäden auch die Qualität der verbauten Teile. Diese Gliedern sich in ein Buchstabensystem von A bis D, wobei A die höchste Qualitätsstufe bedeutet. Dieses Buchstaben-Ranking werdet ihr in Dirt 4 an mehreren Stellen wiederfinden.

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    Zeit, unsere verdiente Kohle in das erste eigene Auto zu investieren. Dieser gebrauchte Polo soll es sein.

    Unser Geld reicht nur für einen Gebrauchtwagen. Wir entscheiden uns für einen gebrauchten Rallycross-Polo. Im Team-Menü selbst können wir dann Namen, Startnummer und das farbliche Aussehen des Teams beeinflussen. Weiterhin können wir Sponsoren-Verträge abschließen und unser Team-Umfeld in Form von Gebäuden, oder technischen Entwicklungseinrichtungen vergrößern. Aber auch das beste Team taugt nichts ohne gute Mitarbeiter. So benötigen wir für den erfolgreichen Betrieb allerlei Personal, welches wir je nach unserer Fahrer-Stufe und der Größe unseres Geldbeutels anwerben können. Bekommt ihr als angestellter Fahrer noch Vorgaben für Bonus-Zahlungen vom Team, bekommt ihr bei eurem eigenen Team diese von den Sponsoren. Erfüllt ihr diese, verbessert sich nicht nur eure Beziehung zum Sponsor, sondern ihr erhaltet neben dem Bonus-Einkommen zukünftig auch attraktivere Angebote des jeweiligen Sponsors. Das alles macht aus Dirt 4 weder eine Wirtschafts- oder Aufbausimulation, aber es ist eine nette und durchaus motivierende Dreingabe, die das harte Pisten-Geschehen etwas auflockert. Zudem lassen sich mit dem eigenen Team höhere Preisgelder erzielen, da ihr hier auf der Geber-Seite steht. Aber Achtung: Euer Personal kostet Geld und auch die Reparaturen im Service-Park, welche als Bezahl-Fahrer für euch noch völlig irrelevant waren, schlagen je nach Fahrweise heftig auf das Budget. Ihr solltet also immer ein paar Tausender für Reparaturen in den Socken versteckt haben, denn sonst kann es passieren, das ihr euch auf der Piste zwar gut präsentiert, aber irgendwann das Auto nicht mehr reparieren könnt, weil euch während der Veranstaltung das Geld ausgegangen ist. Das Abenteuer eigenes Rennteam ist auf jeden Fall eine echte Bereicherung. Schade nur, das man während den Renn-Events nicht auf das Team-Menü zugreifen kann, so muss man immer umständlich die Veranstaltung verlassen, und vom Hauptmenü aus die Team-Angelegenheiten regeln.

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    Im Team-Menü können wir das Team nach unseren Vorstellungen anpassen und auch neue Sponsoren-Verträge unterzeichnen.

    Technisch präsentiert sich Dirt 4 solide. Die Grafik ist gut, allerdings wurde einigen Texturen abseits der Strecke nicht allzu viel Liebe zum Detail entgegen gebracht, so wirkt die Umgebung der Pisten sehr oft steril und einige Texturen wirken lieblos dahingemalt. Fairerweise muss man aber sagen, das dies aufgrund der Action auf dem Papier wesentlich negativer wirkt, als es sich am Ende darstellt. Auch konnte ich auf der PlayStation 4 Pro kein Clipping, keine Frameraten-Einbrüche oder hässliches Tearing vernehmen. Dirt 4 läuft absolut sauber, von einem kleinen Flackern vor dem Start mal abgesehen. Ebenso wurden die Strecken selbst sehr gut bis ins Detail modelliert und die Wetter- sowie Strecken-Effekte sind vortrefflich. Egal ob dabei die Sonne das bunte Herbstlaub durchflutet und eine Indian-Summer-Stimmung vermittelt, oder ob diesiger Nebel oder Nieselregen die Sicht auf den einzelnen Etappen behindert, es wurde alles sehr schön im Spiel inszeniert. So lässt beispielsweise ein starker Regenschauer Pfützen auf den Strecken stehen, bei dessen Durchfahren das Wasser herrlich auf die Frontscheibe spritzt, oder er verwandelt eigentlich trockene Schotter/Asphalt Pisten in eine schlammige Angelegenheit. Aber auch gerade bei den Land Rush Rennen sieht es spektakulär aus, wenn sich Runde um Runde der Staub der trockenen Pisten auf dem Auto niederschlägt. Manchmal ignoriert man dann einfach die Bitte der Sponsoren, das Auto zu waschen, und erfreut sich stattdessen an einem herrlich verdreckten und geschundenem Auto.

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    Die Staubwolken der Gegner sorgen nicht nur für eingeschränkte Sicht, sie lassen auch unser Auto zunehmend verschmutzen.

    Die Wetter- und Strecken-Effekte sind aber dabei nicht nur zur Zierde, sondern sie beeinflussen das Renngeschehen nachhaltig, denn auf staubtrockenen Pisten fährt es sich anders als durch nassen Schlamm. Die Beschaffenheit des Untergrundes vermittelt Dirt 4 dem Spieler mit Bravour. So macht es trotz der geringen Strecken-Auswahl immer wieder Spaß über die verschiedenen Pisten zu räubern.
    Auch sound-technisch ist Dirt 4 etwas für die Ohren. Die Motoren klingen entsprechend ihren Vorbildern klasse, und das Prasseln der Steine auf losem Untergrund sowie die veränderte Geräuschkulisse bei Reifen- oder Dämpfer-Schäden hören sich real und schön an. Aus der Onboard-Kamera klingt der Sound noch besser und setzt nochmal einen oben drauf. Der lizenzierte Soundtrack rundet das ganze ab und sorgt für eine abwechslungsreiche Hintergrund-Beschallung, zumal bei der Musik mehrere Genres vertreten sind, so dass nicht immer nur ein un der selbe Typ Musik aus den Lautsprechern hallt.

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    Aus der Cockpit-Perspektive wirkt die großartige Geräuschkulisse noch viel intensiver.

    Spielerisch gibt sich Dirt 4 ebenfalls keine Blöße. Im Gegenteil, und um den Satz aus der Einleitung noch einmal aufzugreifen, schafft es Dirt 4, nahezu alle Spieler-Typen zufrieden zu stellen. Fahrt ihr mit dem Gamepad, dann erfahrt ihr mit der Option "Gamer" eine nahezu perfekte Controller-Steuerung. Aber auch mit dem Lenkrad macht der Gamer-Modus jede Menge Spaß. Besitzer eines Thrustmaster T500 RS sollten übrigens in den Force Feedback Einstellungen die beiden Werte Soft Lock und Tyre Friction auf 0 stellen, sonst verliert das T500 RS ständig die Verbindung. Das Fahrverhalten ist zwar arcade-lastig, lässt sich aber durch deaktivieren diverser Fahrhilfen noch "erschweren". Im Gamer-Modus macht Codemasters Dirt 4 allen Rally-Neueinsteigern und Gelegenheits-Piloten leicht zugänglich, ohne es ihnen zu leicht zu machen. Diese Herausforderung ist also schon mal mehr als gelungen. Aber wie sieht es bei den Profis aus? Dirt 4 soll im Simulations-Modus eine echte Herausforderung sein und das ist es auch. Fast. Hier ist es nahezu unmöglich, mit dem Gamepad schnelle Zeiten auf die Pisten zu brennen, denn man kann weder die Sticks, noch die Trigger so feinfühlig betätigen, das man nicht ständig einen Dreher fabriziert oder gar mit einem Überschlag auf dem Dach landet. Hier ist ein Lenkrad absolute Pflicht, denn im Simulations-Modus spürt man direkt die kleinste Veränderung, sei es durch eine falsche Abstimmung oder einen Schaden am Fahrzeug. Auch spürt man sehr stark die unterschiedlichen Antriebskonzepte, und man merkt sofort und sehr sensibel, ob man mit einem Fronttriebler, einem Hecktriebler oder einem Allradler unterwegs ist. Nicht falsch verstehen, all das spürt man im Gamer-Modus mit dem Pad auch, aber eben bei weitem nicht so intensiv, wie im Simulations-Modus. Für absolute Rally-Puristen wird aber wohl Dirt Rally das Maß der Dinge bleiben, ist dieser doch noch einen Zacken anspruchsvoller, als der Simulations-Modus in Dirt 4. Aber auch wenn der Simulations-Modus von Dirt 4 nicht ganz so ausgefeilt wie in Dirt Rally ist, werden Profis trotzdem, nicht zuletzt wegen des größeren Umfangs, damit ihre helle Freude haben. Denn das ist Meckern auf hohem Niveau.

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    Gamer oder Simulation? Dank Auswahl des Handling-Stils schafft es Dirt 4 tatsächlich, Zugang zu allen Spielern zu finden.

    Auch der Copilot, oftmals ein richtiges Ärgernis in Rally-Spielen, leistet in Dirt 4 hervorragende Arbeit. Seine Ansagen sind selbst in der Voreinstellung klar, präzise und kommen zum richtigen Zeitpunkt. Ganz so, wie man sich das als Rally-Pilot wünscht. Sollte die Voreinstellung doch nicht ausreichen, kann man in den Spiele-Optionen die Ansagen nach den persönlichen Vorlieben noch in Richtung "früher" oder "später" stellen.
    Mit dem wirklich guten Copiloten kann der Spotter bei den Rallycross- und Land Rush-Veranstaltungen leider nicht mithalten, so sind seine Ansagen bis auf Ausnahmen überflüssig. Manchmal setzt er ganz aus und schweigt, als ob er gerade mit Wichtigerem beschäftigt wäre, als seinem Piloten auf der Strecke zu helfen. Havarierte Fahrzeuge auf der Strecke sagt er zum Beispiel gar nicht an. Zudem ist in den Spotter-Ansagen kaum Abwechslung drin, so das bei einem Rallycross-Event die Ansagen im Verlauf der einzelnen Rennen schon mal nervig werden. Die Funktion des Spotters ist eine nette Idee, mehr aber auch nicht, denn am Ende fährt man seinen eigenen Stiefel und pfeift auf seine Tipps in Bezug auf den Vordermann oder der Joker-Runde.

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    Rallycross - Eine der Neuerungen in Dirt 4, die höllischen Spaß bereitet.

    Etwas unausgewogen hingegen ist der Schwierigkeitsgrad geraten. Zwar kann man allerlei Modifikationen in Bezug auf Gegner-Stärke, Fahrhilfen und Neustarts nehmen, aber in beiden Fahrmodi kommt es vor, das man selbst auf einem hohen Schwierigkeitsgrad ab und an haushoch überlegen ist und an anderer Stelle wiederum keine Chance hat, einigermaßen weit vorn mitzufahren, das zieht bisweilen eine leichte Verunsicherung mit sich, wo man nicht so recht weiß, woran man bei dem Spiel eigentlich ist.
    Die KI der Gegner ist für ein Rennspiel gelungen, allerdings auch hier nicht frei von Fehlern. So erweisen sich die Kameraden am Start eines Rallycross-Laufes als durchaus sehr kontaktfreudig und drängen den Spieler schon mal unsanft aus der Bahn. Zudem haben sie bei einem langsamen Fahrzeug auf der Strecke einen völligen Blackout und tun sich sehr schwer, ein havariertes Fahrzeug zu überrunden. Positiv und der Atmosphäre zuträglich ist, das auch die KI-Fahrer Fehler machen, so ist es sehr angenehm zu beobachten, wenn es der Vordermann übertreibt und sich selbst ins Abseits befördert oder eine Passage nicht sauber meistert und massiv an Geschwindigkeit verliert. Blöd nur, wenn das genau vor einem passiert, eine Kollision nicht mehr vermeidbar ist, und man sich dabei das Auto beschädigt.

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    Wer Rallycross mit sauberen Blechkleid beendet, hat was falsch gemacht. Die KI teilt gerade am Start ordentlich aus.

    Das Schadens-Modell in Dirt 4 ist sowohl optisch als auch technisch gut inszeniert. So sieht man in den Wiederholungen oder im Service-Bereich die Auswirkungen der eigenen Fahrweise. Das Spektrum reicht dabei von der simplen Reifenpanne über einen undichten Kühler bis hin zu Karosserie-, Motor-, Getriebe- und Aufhängungsschäden. Auf der Piste spürt und hört man das weitwunde Auto, so ziehen beispielsweise ein defekter Dämpfer oder gebrochene Federn nicht nur ein schwammiges Fahrverhalten nach sich, sondern man hört auch das Durchschlagen des Dämpfers bei jeder entsprechenden Bodenwelle. Bei einer defekten Kupplung oder einem wunden Getriebe lassen sich die Gänge nicht mehr schalten oder springen raus und bei einem angeschlagenen Motor oder Turbolader fehlt schlichtweg Leistung, um noch konkurrenzfähig zu sein. Eine rüde Fahrweise endet durchaus auch mal im Totalschaden, dann bleibt nur der Abbruch der Wertungsprüfung oder des Rennens. Neu bei Dirt 4 ist, das man beispielsweise einen defekten Reifen oder einen undichten Kühler während der Wertungsprüfung reparieren kann. Man bekommt zwar im Gegenzug eine Zeitstrafe, aber man kann immerhin die Fahrt bis zum Ende der Wertungsprüfung fortsetzen und kann sich der Reparatur im Service-Bereich widmen.

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    Kollisionen gehören beim Rallycross zum guten Ton. Beschädigt ihr euer Auto zu sehr, werden teure Reparaturen fällig.

    Was können wir in Dirt 4 neben der Karriere und dem eigenen Rennteam noch so alles anstellen? Es gibt es neben Rally-, Rallycross- und Land Rush-Veranstaltungen allerlei Events, wie beispielsweise Spritztouren, bei denen man entweder im Time-Attack Zeiten schlagen, oder bei Smash-Attack so viele Klötzchen wie nur möglich umfahren muss. Weiterhin gibt es Communtity-Events, sowie Tages-, Wochen- und Monats-Herausforderungen. Abgerundet wird alles durch einen Strecken-Editor, der auf den Namen Your Stage hört und unendliche Strecken-Varianten suggeriert.
    Das hört sich alles recht gut an. Aber hier drückt das Spiel eigentlich das erste mal so richtig auf die Bremse. Denn auch wenn der Umfang selbst für ein Rally-Spiel aller Ehren wert ist, so fehlt es doch bei Dirt 4 in allen Bereichen an der Vielfalt. So wurde im Vorfeld mit der Rallycross-Lizenz geworben, allerdings wurden nur alle Fahrer und Autos lizenziert, bei den Strecken sind lediglich fünf der zwölf Austragungsorte vertreten. Bei den Land Rush Rennen sieht es noch viel düsterer aus. Es ist verdammt cool mit den Buggys und Stadium Trucks über die Pisten zu brettern, aber warum um alles in der Welt nur auf drei mageren Kursen? Bei den Rally-Veranstaltungen ist es nicht anders. Der WRC-Kalender 2017 umfasst 17 Länder, in Dirt 4 schaffen es gerade einmal ganze fünf Austragungsorte. Hier hätte dem Spiel in allen Bereichen mehr Vielfalt gut getan.

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    Online könnt ihr an Community-Events teilnehmen. Aber auch diese Events können über die mangelnde Vielfalt nicht hinwegtäuschen.

    Auch der Your Stage Strecken-Editor ist leider weniger, als er vorzugeben scheint. Man kann sich damit seine eigene Meisterschaft kreieren, allerdings werden bis auf die reinen Rally-Etappen auch nur die zur Verfügung stehenden Kurse einbezogen. Man kann lediglich alternative Strecken-Variationen und das Wetter bestimmen. Bei den Rally-Etappen sieht das ganze etwas besser aus. Aber wirklich nur etwas. Denn dort kann man bei dem Erstellen der einzelnen Wertungsprüfungen deren Länge und Komplexität, sowie Austragungsort, Startzeit und Wetter bestimmen, und sich im Anschluss eine Wertungsprüfung erstellen lassen. Das sorgt für etwas mehr Vielfalt, aber schon bald merkt der Spieler, das ihm die Abschnitte durchaus bekannt vorkommen, denn auch Dirt 4 kann nicht zaubern und nur das benutzen, was eben verfügbar ist. Ein nettes Gimmick ist der Your Stage-Editor dennoch, zumal man seine erstellten Strecken und Meisterschaften mit Freunden teilen und auch gemeinsam fahren kann. Bei den Fahrzeugen sieht es ähnlich aus. Zwar kann Dirt 4 mit 20 Fahrzeugklassen auftrumpfen, aber etliche Klassen beinhalten nur ein einziges Fahrzeug, wie beispielsweise die Land Rush Fahrzeuge. Jedes der vier verfügbaren Fahrzeuge bildet eine eigene Klasse. So kommt Dirt 4 auf insgesamt 54 Fahrzeuge, was man durchaus als mager bezeichnen kann. Der Fairness halber muss man aber zugeben, das für jeden Geschmack und aus jeder Gattung etwas dabei ist. Auch ist klar, das ein Dirt nicht den Fuhrpark eines Forza oder Gran Turismo bieten würde, aber 54 ist trotzdem etwas mager.

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    Neben den Community-Events könnt ihr an der Pro Tour teilnehmen, diese gehört zu den Online-Funktionen von Dirt 4.

    Apropos Freunde, der Online-Modus von Dirt 4 ist ordentlich. Ihr könnt entweder online verfügbare Wettkämpfe bestreiten, oder an Jam Sessions teilnehmen beziehungsweise eine eigene Jam Session erstellen. Die Wettkämpfe bestehen dabei aus den bereits erwähnten Community-Events oder einer Tour. Bei allen Events sind Strecke und/oder Fahrzeug vorgegeben und die Events wechseln nach der angezeigten Zeit und werden durch neue ersetzt. Für die Pro-Tour gilt das gleiche, nur das hier mehrere Läufe hintereinander stattfinden. Ihr tretet dabei gegen die ganze Welt an, allerdings nur gegen Spieler mit dem gleichen Handling-Stil. Alles andere wäre auch unfair. In den Jam Sessions kreiert eure Meisterschaft(släufe) und erstellt damit eine öffentliche oder private Lobby. Anders herum könnt ihr jederzeit solchen verfügbaren Jam Sessions beitreten. Das funktioniert klassisch über die Liste, die ihr nach euren belieben filtern könnt. Mit bis zu sieben Mitspielern könnt ihr euch dann ins Getümmel stürzen.

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    Jam Sessions sind private oder öffentliche Lobbies in den bis zu 8 Spieler gegeneinander antreten können.

    Fazit

    Codemasters schafft das, woran viele Rennspiele-Schmieden scheitern. Dank der Auswahl zwischen Gamer und Simulation hat wirklich jeder Freude an Dirt 4, der affin zu diesem Genre ist. Trotz des überschaubaren Furhparks und der mageren Streckenauswahl und dank der nahezu perfekten Steuerung kann Dirt 4 allen anderen Spielen im Rally-Sektor das sprichwörtliche Wasser abgraben. Dirt 4 verdient trotz der offensichtlichen Unzulänglichkeiten eine uneingeschränkte Kaufempfehlung, egal ob man als Perfektionist sein akribisch abgestimmtes Auto über die Rallypisten bewegt, oder nur mal eben zum Spaß reinschaut um eine Rallycross-Veranstaltung zu fahren oder ein paar gelbe Klötzchen zu kicken.

    9
    • guter Karrieremodus...
    • hübsche Grafik...
    • tolle Soundkulisse
    • Rallycross und Land Rush Veranstaltungen
    • hervorragende Steuerung für Jedermann
    • sehr gute Fahrphysik
    • Top Copilot
    • Eigenes Rennteam
    • Gutes Schadensmodell
    • technisch sauber
    • tole Wetter- und Strecken-Effekte
    • ...der leider etwas kurz geraten ist
    • ...die leider abseits der Piste lieblos wirkt
    • fehlende Vielfalt in allen Bereichen
    • magerer Fuhrpark
    • unausgewogener Schwierigkeitsgrad
     
    Bull

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    #1 Bull, 13. Aug. 2017
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 14. Aug. 2017
  2. Kommentare (10)
  3. Sehr schöner und umfangreicher Test und schön, dass es wieder ein gutes Rallye Spiel für die Konsolen gibt!
     
    Mirco M. und Bull gefällt das.
  4. Starker Test! :stark:
    Mir kam die Grafik in der PC-Version bei Ultra so schlecht vor, sodass das hier auf der Konsolen Version nicht aufgefallen ist. Irgendwie schon merkwürdig =)
    Aber bei dem Spiel find ich die Variationen Gamer- und Simulationsmodus beachtlich spielerfreundlich und da vergisst man schon wieder die Grafik.
    Ich würde mir das zum Beispiel bei Forza wünschen, dass da auch "Horizon" als Modi einfließt und statt zwei Spiele dann nur eins gibt.
     
    Bull und Markus S. gefällt das.
  5. Da würde man aber nur einmal Geld verdienen. Die Idee wäre aber grundsätzlich nicht verkehrt.

    Was Dirt 4 angeht, sieht es schon aller Ehren wert aus. Bis auf die matschigen Texturen der Umgebung ist es auf der PS4 schon klasse geworden. Vor allem gibt es bei Dirt 4 eine ziemlich geile Cockpit-Perspektive, die so einen Hybriden zwischen der Motorhauben-Ansicht (wie ich sie beispielsweise immer fahre) und der "echten" Cockpit-Perspektive. In diese Ansicht habe ich mich ein klein wenig verliebt, zumal man in dieser Perspektive dann auch die Geräuschkulisse von innen bekommt, und die macht, wie erwähnt, richtig Laune.
     
    Sebastian W. und Markus S. gefällt das.
  6. Klar, deswegen gibt es auch zwei Spiele. Aber stell dir mal die Story vor "Von der Straße auf die Rennstrecke". :D
     
  7. Das wäre vielleicht eine Idee für GRID. Nachdem Codemasters Dirt in die richtige Richtung gelenkt haben, können sie sich gern GRID widmen.
     
    Sebastian W. gefällt das.
  8. Alter, der Test :eek:. Eine detailgetreuere Anleitung hätte Codmaster auch nicht schreiben können, beziehungsweise hätten sie bestimmt Geld dafür verlangt ;)

    Leider sind aber Rennspiele so gar nicht meins, aber ich gönne natürlich jedem Asphalt, oder hier besser Split-Enthusiasten, seine Freude. :)
     
    Mirco M., Markus S. und Bull gefällt das.
  9. Probiers mal aus, wenn du mal in der Nähe bist. Ich lasse dann auch meine Tochter vorher trainieren :affe1:
     
    Apfelpuffer und Markus S. gefällt das.
  10. Starker Test :stark:

    ich warte aber noch bis ein VR-Update kommt. Das ist ja momentan noch in der Schwebe. Aber der enstehende Mehrwert hat mich schon zum Kauf von Dirt Rally bewogen. Kanns nur immer wieder runterleiern, wer Rennspiele mag, sollte das dringend ausprobieren.
     
    Bull gefällt das.
  11. :P

    Ich habe mir abgewöhnt zu erzählen, dass es keine Schande ist in Mario Cart zu verlieren. :D
     
    Bull gefällt das.
  12. Mario Kart! :D
     
    Apfelpuffer gefällt das.
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